Kein schöner Land

Im Anschluss an meinen Beitrag „Konfrontation oder Schweigen“ fällt mir der Wahlwerbespot der Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ ein, in dem sie „Kein schöner Land“ singen lassen.

Es geht mir nicht um eine kritische Äußerung darüber, ob es mir gefällt oder nicht – jede Partei muss selber wissen, welchen Werbespot sie sendet. Mir geht es um das Lied selbst.

„Nun, Brüder, eine gute Nacht. Der Herr im hohen Himmel wacht! In seiner Güten, uns zu behüten, ist er bedacht.“

Mit dieser – eigentlich der vierten – Strophe des „Abendliedes“ endete in meiner Jugendzeit jedes Lagerfeuer bei der Kolping-Jugend oder der Maria-Fokolar-Bewegung. Die letzte Strophe „Ihr Brüder, wisst, was uns vereint. Eine and’re Sonne hell uns scheint. In ihr wir leben, zu ihr wir streben als die Gemeind“ war wohl zu protestantisch. Bei den Falken fiel die vierte Strophe weg. Nur bei der Evanglischen Landjugend und der Jungen Union wurden alle fünf Strophen gesungen. Es ist einfach ein gutes Lied, um einen Abend zu beenden. Sicher weckt das Lied nicht nur bei mir Erinnerungen an herrliche Zeiten; bei mir waren es eben die, in der ein katholischer Jugendlicher in Ostfriesland alles mitnahm, was er konnte und wollte.

1840 – noch im Biedermeier – wurde das Lied zum ersten Mal veröffentlicht, also in der guten alten Zeit. Die „Karlsbader Beschlüsse“ wirkten: Die Einschränkungen, sich öffentlich politisch bestätigen zu können, förderten Emigration (Heine, Büchner, Marx) und bei den Zurückbleibenden den Rückzug ins Private. Im eigenen Heim ließ sich im Kreis der Familie falschen politischen Gedanken am leichtesten entkommen. Man schwelgte in echten Gefühlen und Rührung. Die Abgründe des eigenen Seins waren – mit ganz wenigen Ausnahmen – nicht Thema biedermeierlicher Künstler.

Ich frage mich: Dass sich Bündnis 90/Die Grünen dieses Lied aussuchen, ist das ein Zufall oder Aussicht auf eine Zukunft unter ihrer Regierung? Eine neue Zeit, die die gute alte ist …

Mehr Politik und Gesellschaft

William, Werner und 600 Babyleichen

1150 wurde die Legende des William von Norwich aufgeschrieben. Der Zwölfjährige war 1144 ermordet aufgefunden worden. Aufgrund einer Vision von Williams Mutter wurden Juden des Ritualmords beschuldigt. Klage wurde zwar nicht erhoben, aber immerhin eine Kapelle errichtet: Man wollte von den Wallfahrern profitieren, die an die Wunder am Grab des jungen Märtyrers glaubten.

Über 100 Jahre später wurde der ungeklärte Tod des 16jährigen Werner von Oberwesel zum Anlass für Judenverfolgungen genommen. Dem „heiligen“ Märtyrer wurden ebenfalls Kapellen geweiht.

Auch von Anderl von Rinn glaubte man ab dem 17. Jahrhundert, er sei 1462 Opfer eines jüdischen Ritualmordes geworden.

Im 21. Jahrhundert wissen wir es natürlich besser. Darum sagen wir auch nicht mehr so deutlich, dass für Ritualmorde Juden verantwortlich seien. Aber Ritualmorde an sich? Da scheint es doch irgendwie möglich, dass eine Elite aus Politik und Wirtschaft die Welt beherrscht und Ritualmorde begeht (wie die Juden?), um an das Kinderblut heranzukommen. Wir nennen so etwas selbstverständlich nicht mehr „Aberglaube“, sondern „Fake News“, aber populär scheint die Legende vom Ritualmord nach wie vor. Wie kann man sich sonst erklären, dass die Nachricht, 600 Babyleichen wären in den bundesdeutschen Fluten herumgeschwommen, um die ganze Welt geht?

In Abwandlung eines Filmzitats („Der Löwe im Winer“) darf man wohl festhalten: „Wir haben alle Messer. Es ist 2021 und wir sind alle Barbaren.“

Allerdings: Ich habe mir keine der im Artikel genannten Seiten angesehen, vielleicht ist die Nachricht über die Falschmeldung selbst eine …

Mehr Politik und Gesellschaft

Glauben heißt nicht wissen

Wenn ich über Glauben und Wissen rede, dann denken Viele an einen Gegensatz. Für mich ist das eine die Ergänzung zum anderen. Ich vergleiche glauben und wissen gerne mit gehen und laufen. Natürlich kann man nicht gleichzeitig gehen, wenn man läuft. Aber ich kann gehen und ich kann laufen; ich kann sogar entscheiden, ob ich gehe oder laufe. Wer nur geht, bleibt nicht auf dem Laufenden, wer nur läuft, dem entgeht etwas. Mein Glaube ist eine andere Möglichkeit, ein Problem zu bewältigen, wozu mein Wissen nicht ausreicht – oder eben auch umgekehrt.

Mich beschleicht bei Menschen, die felsenfest überzeugt sind, ihre Forderungen beruhten auf Wissen, das Gefühl, das sie sich irren. Früher wandten sich alle Menschen mit ihrem „Gib, gib, gib!“ an den lieben Gott, heute wenden sich die Bürger an Vater Staat mit demselben „Gib, gib, gib!“.

Das kann mit Geld zu tun haben: Treibstoff soll wegen des CO2-Ausstoßes teurer werden, schon erhebt sich der Anspruch an den Staat, für Ärmere einen Ausgleich zu schaffen. Die Schadstoffe sind aber doch nicht weniger schädlich, weil der Staat das Benzin bezahlt. Die Forderung kann nichts mit Wissen zu tun haben, sondern nur mit dem Glauben, jeder müsse ein Auto fahren dürfen.

Ansprüche können auch mit dem Gefühl zu tun haben: In der Pandemie waren wir alle auf unser engstes Leben geworfen. Das muss für Viele eine so schreckliche Erkenntnis über sich gewesen sein, dass sie „endlich“ das Ende der Eindämmungsmaßnahmen fordern, um wieder uneingeschränkt shoppen, reisen und feiern zu können. Dieser Anspruch scheint nur auf Wissen gegründet, denn die Pandemie ist nicht beendet und wir wissen inzwischen aus eigener Erfahrung, was den Lockerungen folgt. Für mich ist dieses „Gib Freiheit“ tatsächlich der Glaube, dass das Leben vor den Einschränkungen „normal“ gewesen sei und Shoppen, Reisen und Feiern zum Leben dazu gehörten. Die Mehrheit der Weltbevölkerung würde dem widersprechen, denn ihr Leben ist nicht so geprägt.

Mich wundert besonders, dass die Menschen meinen, der Staat könne ihre Wünsche erfüllen. Der Staat äußert sich ausschließlich in Rechtsetzung (Legislative), Rechtsprechung (Judikative) und Rechtsanwendung (Exekutive). Es ist nicht möglich, dass jemand per Gesetz oder Urteil oder Verwaltungsakt ein gutes Leben hat. Ein Grundrecht auf Shoppen, Reisen und Feiern oder auf „Bloß weg von mir und meinem Leben ohne …“ gibt es nicht. Mir scheint, den Staat als Ansprechpartner seiner Ansprüche zu sehen, nicht weniger gläubig, als sich an Gott zu wenden.

Was heißt schon Wissen? Vor der Spätantike, als die Menschen noch an viele Götter glaubten, wussten sie, dass die Erde eine Scheibe ist. Heute wissen viele meiner Mitbürger, dass die Erde eine Kugel ist. Aber die Erde ist weder Scheibe noch Kugel, wenn wir uns bei Wikipedia schlauer machen, um die Erdfigur zu ermitteln. Keine Scheibe, keine Kugel und sie dreht sich doch.

Sind wir möglicherweise leichtgläubiger als Menschen vergangener Zeiten? Im Mittelalter musste sich das Wissen dem Glauben unterordnen, viele bezeichen diese Zeit immer noch als „finsteres Mittelalter“, aber war es wirklich finsterer als heute? Wäre es wirklich möglich, dass viele unserer Ansprüche, die wir an den Staat stellen, zwar gut begründet sind, aber doch nicht auf Wissen, sondern auf Glaube beruhen? Das wäre auch kein Problem, wenn wir uns dessen bewusst wären, sobald wir einen Anspruch erheben oder unterstützen.

PS: Sollte ich mich nicht so klar ausgedrückt haben, mag das daran liegen, das über mir eine fette Spinne an der Decke sitzt, und ich immer wieder einen Blick nach oben werfe, ob sie sich auf meinen herzförmigen Haaransatz oder in meine Teetasse abseilt (jetzt kann ich nicht entscheiden, was schlimmer wäre … lieber Gott, lass sie den Aschenbecher treffen!)

Mehr Gesellschaft und Politik

„Die Kultur stirbt“ oder auch nicht?

Die Veranstaltungen sind abgesagt, die Kinos, Theater, Museen usw. sind geschlossen. Demonstranten trugen Schilder „Die Kultur stirbt“. Mal abgesehen davon, dass sich diese Übertreibung doch ein bisschen nach „Untergang des Abendlandes“ anhört, und ich mich frage, ob den Kreativen nicht etwas Besseres hätte einfallen können, scheint mir das Echo in der Bevölkerung doch recht leise – besonders was die vorübergehende Schließung von Theatern angeht.

Das mag daran liegen, dass die Zahl der Theaterbesuche von 2000 bis 2018 von 20 Mio. auf 18,3 Mio. sank, während die Zahl der Spielstätten im gleichen Zeitraum von 731 auf 807 gestiegen ist* – weniger Besucher verteilen sich auf mehr Theater.

Natürlich wird jeder auch das Theater nennen, wenn er nach „Kutlur“ an seinem Ort gefragt wird. Die Erfahrung aber lehrt uns doch, dass zwischen der Forderung nach Erhalt eines Theaters und der persönlichen Aufwendung für den Unterhalt des Theaters der Preis für eine Eintrittskarte steht, der ungern bezahlt wird.

Ich gehöre zu denjenigen, die ihre Theater- (und Opern)besuche vor Jahren endgültig aufgegeben haben. Die alten Witze waren nicht mehr nur unbegründet, sondern Theater- und schließlich auch Opernbesuche schienen sie jedes Mal zu bestätigen: „Ist auch noch die vierte Aufführung ausverkauft, taugt die Inszenierung nichts.“ – „Wenn das Publikum nicht buht, hat der Regisseur das Ziel verfehlt.“ – „Ein Schauspieler, der verständlich brüllt, gehört nicht auf die Bühne.“ – „Kunst für die Kunstkritiker.“

Mein Grund ist ganz persönlich: Ich hatte nicht mehr den Nerv, mich als Teil des Publikums ständig beleidigen zu lassen; da war unverhohlen zur Schau gestellte Verachtung für das zahlende Publikum und die Erkenntnis, dass ich unabhängig vom Theater oder Stück dasselbe pseudo-moderne Einerlei vorgesetzt bekam.

So schonungslos uns die Regisseure und Schauspieler in ihren Inszenierungen behandeln („Selbst schuld, wer dafür bezahlt“), so schonungslos scheine ich zusammen mit dem übrigen Publikum auf vorübergehende Theaterschließungen zu reagieren („Selber schuld, wer da arbeitet“).

Selbst wenn die Theater nicht wieder öffnen oder neue Theater nicht gegründet würden, damit stürbe die Kultur noch lange nicht. Die Kulturlandschaft ändert sich, und den Konkurrenzkampf mit dem Film, dem Radio, dem Fernsehen, den Streamingdiensten (und was da noch kommen mag) wird das Theater nur dann überleben, wenn es dem Publikum mehr bietet als die Existenzberechtigung eines Museums konservierter Kulturauffassung. Die jetzige vorübergehende Schließung könnten die Theater dazu benutzen, eigene Wichtigtuereien zu überdenken und das Publikum höher als den Kritiker zu schätzen. Dann würde das Theater vielleicht ein Ort, den man nicht nur nennt, sondern auch besucht.

*Quelle: Öffentlich geförderte Theaterunternehmen, Spielstätten,
Veranstaltungen am Ort, Theaterbesuche: Deutschland, Jahre

Nacthtrag: Als die Finanzkrise 2007 begann, gab es 826 Spielstätten und 18,8 Mio. Theaterbesuche; 2009 am Beginn der Euro-Krise waren es 888 Spielstätten und 19,3 Mio. Theaterbesuche. Seinerzeit konnten die wichtigsten Theater kaum ihre Freude über „das Ende des Kapialismus“ schnell genug auf die Spielpläne bringen. Jetzt klagen sie, um ihre eigenen Wirtschaftsunternehmen zu retten. So klein kann eine Weltanschauung werden.

Ausgangssperren vermeiden oder in Kauf nehmen?

Man kann den Klagen über die Corona-Eindämmungsmaßnahmen kaum entgehen. Deren Begründung ist leicht nachvollziehbar: Studien belegen, dass Corona sich nicht hauptsächlich am Arbeitsplatz und in der Schule, im Restaurant und in der Kneipe, in Kinos und Theater verbreitet.

Warum also Veranstaltungen verbieten, wenn ein Hygienekonzept dafür vorliegt? Warum sollen sich Kinder und Jugendliche in der Schule treffen, nicht jedoch nachmittags in der Wohnung? Warum größere private Zusammenkünfte unterbinden? Warum das Bier zu Hause gestatten, aber nicht in der Öffentlichkeit?

Wenn die Studien richtig sind und man sich nicht an einem ganz bestimmten Ort ansteckt, kann die Ansteckung nur auf dem Weg dorthin (oder von dort) erfolgen. Könnten Menschen mit den Fingern schnippen und wären im selben Augenblick statt auf ihrer Wohnzimmercouch auf ihrem Theater- oder Kinositzplatz, würde wohl niemand auf die Idee kommen, Veranstaltungen zu verhindern.

Es geht also vor allem darum, Menschen an den gewohnten Wanderbewegungen zu hindern. Auf dem Weg ins Restaurant begegnet man nun einmal anderen Menschen, die auf dem Weg in dieses Kino oder in jenes Theater oder ins Fußballstadium sind. Nichts anderes gilt, wenn man jemanden privat besuchen will. Und auch mit dem eigenen Auto kommt man nicht, ohne zu Fuß gehen und anderen begegnen zu müssen, an seinen Opernlogenplatz.

Mit den Corona-Eindämmungsmaßnahmen werden Anreize verhindert, mehr als die notwendigen Gänge (z. B. zur Arbeit, zur Schule, in den Supermarkt) zu unternehmen.

„Bleiben Sie zu Hause“, ist so gesehen, wohl nicht nur ein gut gemeinter Rat der Bundeskanzlerin sondern auch Ausdruck, dass damit Ausgangssperren hoffentlich vermieden werden können.

Möglich ist aber auch, dass die Klagen erst dann aufhören, wenn rigoros Ausgangssperren verhängt würden.

Wiegenlied für eine Leiche

„Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ von 1962 war ein überraschender Erfolg, an den man 1964 mit „Wiegenlied für eine Leiche“ anknüpfen wollte, in dem Bette Davis und Joan Crawford wieder die Hauptrollen spielen sollten.

Joan Crawford zog sich krankheitsbedingt zurück. Vivien Leigh lehnte ihre Nachfolge ab, weil sie angeblich zwar morgens um 6.00 Uhr noch Joan Crawfords Gesicht, aber nicht Bette Davis‘ ertragen könne. Loretta Young glaubte nicht daran, dass Horrorfilme mit weiblichen Hauptrollen funktieren könnten. Katherine Hepburn oder Barbara Stanwick waren im Gespräch. Schließlich bekam Olivia de Havilland – nach „Lady in a Cage“ wieder mal – die Rolle von Joan Crawford.

Loretta Young scheint Recht behalten zu haben: Filme wie „Wiegenlied für eine Leiche“ oder „Die Zwangsjacke“, in dem Joan Crawford mitspielte, haben die Karrieren von Bette Davis, Olivia de Havilland und Joan Crawford nachhaltig geschadet: Kaum nennenswerte Filme folgten, selbst ihre Fernsehauftritte erinnern wenig an ernstzunehmende Schauspielerinnen. Wer einen Hang zu Verschwörungstheorien hat, kann darin auch Hollywoods späte Rache sehen: Robert Aldrich (Regisseur von „Baby Jane“ und „Wiegenlied) erhielt – wegen „Hollywood-Story“ (1955) oder „Große Lüge Lylah Clare“ (1968)? – noch nicht mal eine Oscar-Nominierung; in den 30ern hatten Bette Davis, Olivia de Havilland und Joan Crawford dem damaligen Studio-System in Hollywood solche Schläge versetzt, dass es letztlich zusammenbrach.

Olivia de Havilland zählte mit Errol Flynn zu den beliebtesten Leinwandpaaren: „Unter Piratenflagge“ oder „Robin Hood, König der Vagabunden“. Sie versuchte, eine Rolle in „Vom Winde verweht“ zu bekommen, das Studio weigerte sich, sie auszuleihen, sie setzte sich zwar zur Wehr und bekam die Rolle (und eine Oscar-Nominierung), musste sich dann aber in „Günstling einer Königin“ nicht nur mit einer Nebenrolle abfinden, sondern auch noch damit, dass Errol Flynn an Bette Davis vergeben wurde. 1944 konnte sie in einem Rechtsstreit Erfolge errinngen; aufgrund dieses Urteils werden immer noch Rechtstreitigkeiten zwischen Schauspielern und Produzenten entschieden.

Heute gelten Filme wie „Wiegenlied für eine Leiche“ eher als späte Höhepunkte großer Karrieren, nach denen es nur noch bergab gehen kann. Man kann nachsinnen, was ihre Karrieren beendet, ob es für alternde Schauspielerinnen keine Rollen gibt oder ob es an ihrem Wunsch liegt, einen nochmaligen Erfolg unbedingt zu wiederholen.

Die Geschichte von „Wiegenlied für eine Leiche“ folgt dem Prinzip „Quäl die Heldin“. Das war schon lange vor dem Film ein Erfolgsrezept: Ob „Madame Bovary“, „Effi Briest“ oder „Anna Karenina“ in der Literatur, ob „Tosca“, „Aida“ oder „Rusalka“ in der Oper – je mehr die Heldin leidet, desto tragischer der Ton und beliebter das Werk. Der Film hat nur den Horror mit dem Psychothriller verbunden.

Was mich an „Wiegenlied für eine Leiche“ am meisten fasziniert, ist der große Mut der Schauspieler zur Häßlichkeit (äußerlich wie innerlich): Bette Davis als eine an jedem Glück vorbeigelebte, verblichene Südstaatenschönheit, Olivia de Havilland in ihren schönen Kleidern steigert ihre grausame Bosheit in Mimik und Sprache, Agnes Moorehead als schmuddelige Haushaltshilfe, eine vom Leben ausgehöhlte Mary Astor, Victor Buono – mit erst 26 – spielt einen Südstaaten-„Big Daddy“-Typen, den ältere Schauspieler immer nur mit unfreiwilliger Komik geben können, bei John Mayhew (Bruce Dern in seiner ersten größeren Rolle) frage ich mich, ob er die falschen Entscheidungen trifft, weil er ein Schwächling ist, oder ob seine falschen Entscheidungen ihn schwach gemacht haben – und schließlich Joseph Cotten, der den erfolglosen, kleinen Arzt so gut spielt, dass ich unweigerlich von seiner unterschätzten Schauspielerei auf seine Rolle schließe.

Eifersucht, Schuld, Versagen – Aldrich bringt das in einem Film unter, an dessen Ende man zwar ahnt, aber eben nicht weiß, wer den ursprünglichen Mord begangen hat.

(Olivia de Havilland wurde am 01.07.1916 geboren- Sie ist derzeit die älteste Oscar-Preisträgerin und eine der wenigen noch lebenden Schauspielern aus der „Goldenen Ära“ Hollywoods.)

Pressefrei oder In der Satire fehlt die Satire

Es ist Jahre – ach, was schreibe ich? Jahrzehnte – her, dass ich die „taz“ gelesen habe. Wenn eine Kolumne (dazu noch eine „satirische“) Furore macht, habe ich mir die Sache mit den Polizisten, die auf die Mülldeponie gehören, doch einmal durchgelesen. Es war äußerst enttäuschend: Zwar benutzen die „taz“-Journalisten jetzt offenbar ein paar andere Worte, aber der Wortschatz selbst ist nicht gewachsen.

Natürlich müssen Zeitungen wie die „taz“ ihre Leser befriedigen, und die wollen nichts lesen, was nicht in ihr bereits feststehendes Weltbild passt. Da schaden zu viele Worte – zumal mit Bedeutung – nur. Auch deshalb finde ich den Rummel um die Äußerungen ziemlich übertrieben.

Darüber hinaus konnte ich als langjähriger „Eulenspiegel“-Leser (womit ich wohl kein Neuling mehr auf dem Gebiet der Satire bin) noch nicht einmal die Satire in der Satire finden. Die Gedanken der Schreiberin zeigen den Grad von Linkspopulismus, den die „taz“ ihren Lesern zumutet. Da ist sicher auch Feigheit der „taz“-Redation im Spiel: Wenn man nämlich schon eine Gruppe von Menschen verachten will, dann doch bitte richtig heftig, oder? Journalisten mindestens, vielleicht auch Flüchtlinge, die auf die Mülldeponie gehören (nicht ernst gemeint, sondern satirisch). Das aber wagt die „taz“ nicht (wäre vielleicht auch schwierig dann noch zwischen Links- und Rechtspopulimsus zu unterscheiden). Ausgerechnet aber Polizisten den „taz“-Lesern als Müll zu präsentieren – damit wirft man ja noch nicht einmal Perlen vor die Säue, sondern höchstens Glasperlen vor die Herman-Hesse-Veteranen.

Wenn Kritik – einschließlich der Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft oder dem Presserat – an diesem links konservierten Feindbild ein Angriff auf die Pressefreiheit sein soll, dann kann ich den stets vorsorglich empörten Pressefreiheitsrettern nur empfehlen, das Wort „Pressefreiheit“ einmal ernst und darum einfach pressefrei zu nehmen. Vielleicht würde das bei den Journalisten dazu führen, uns nicht nur sich und den Journalismus immer wieder völlig unbegründet als unverzichtbar zu präsentieren. Möglicherweise kämen sie sogar zu der Erkenntnis, dass einer Journalistin linksbourgeoises Spießbürgertum vorzuwerfen, nicht das Schlimmste ist, was der Pressefreiheit passieren kann..

Angst und Schrecken

Fürchtest Du Dich schon oder lebst Du noch?

Es ist mir keineswegs entgangen, dass sich „Nachrichten“ immer dann schneller verbreiten, je schlechter sie sind. Wahrscheinlich gibt es hunderte von psychologischen Studien, die sich nur damit beschäftigen.

Im Augenblick sind die Aufmacher von Zeitungen und Nachrichtensendungen nicht nur schlecht, sie sind beängstigend. Wenn etwas keine Angst macht, landet es höchstens auf dem „undbankbaren“ 4. Platz oder auf „Seite 13“.

Die bloße Ankündigung, der Coronavirus könne „viral gehen“ (was sollte es auch sonst tun?), bringt Menschen in Spandau dazu, sich nur mit Mundschutz bewaffnet aus dem Haus zu wagen. Zum Glück trifft AIDS „nur“ Schwarze und Schwule, sonst hätte die Bevölkerung nicht nur Grund, sich zu fürchten, sondern sich tatsächlich Sorgen zu machen. Inzwischen scheinen Viele das Fieber, das sie aus Angst vor der Krankheit bekommen, nicht mehr von dem Fieber, das sie aufgrund einer Krankheit bekommen, unterscheiden zu können. Angesichts einer handvoll Personen, die in Deutschland am Coronavirus erkrankt sind, fallen die rund 100 Grippetote dieser Saison wohl nicht ins Gewicht für die verängstigenden Journalisten.

Auch Klimaaktivisten scheinen sich selbst so verängstigt zu haben, dass sie eigene Psychologen brauchen: Psychologists for Future (neudeutsch verkürzt als Psy4F). Endlich hat es die Schülergeneration geschafft, nicht nur mit ADHS eine psychische Erkrankung für sich zu entdecken, sondern sich weitere psychischologisch behandlungsbedürftige psychische Defekte an Land zu ziehen. Nun sind auch den letzten Kritikern an Fridays for Future die Mäuler gestopft – die Aktivisten sind einfach nur krank und müssen dementsprechend sensibel behandelt werden.

Die Wahl eines liberalten Politikers zum Ministerpräsidenten in Thüringen und der Anschlag in Hanau sind weitere Gründe, Angst zu haben und sich in Schrecken versetzen zu lassen. Wer wagt da noch, den Botschafter Israels in Deutschland darauf hinzuweisen, dass nicht nur die Demokratie in Deutschland gefährdet ist, wenn Minderheiten nicht geschützt werden, sondern möglicherweise auch in Israel, wenn man besetzte Gebiete wie eigene behandelt. Das kann nur antisemitisch sein (auch wenn gerade wir Deutsche über das Leben in verschiedenen Besatzungszonen und angesichts des Verhaltens der verschiedenen Besatzer einiges zu dieser Debatte beitragen könnten). Man könnte (nicht nur) Hanau zum Anlass nehmen, statt nur die AfD zu verdammen, auch deren Zielgruppe, bei denen Rechtspopulismus auf fruchtbaren Boden fällt, aus den Klauen dieser Sekte zu befreien.

Selbst auf Platz 4 kann ich doch noch mit einem aktuellen Angstszenario aufwarten: Nachdem der (für mich unsägliche) Friedrich Merz bei der Thüringer CDU seinen Auftritt haben durfte – vermutlich nur dort, weil ihn sonst keiner haben wollte, was mich an den Karneval in Cotbus erinnert, weil noch nicht einmal eine Stadt im MDR-Sendegebiet sich für eine solch lächerlich-traurige Veranstaltung hergeben wollte …  jedenfalls nach dem Merz-Auftritt in Apolda wurde in einem Beitrag des ZDF-Morgenmagazins eine Zuschauerin tatäschlin gefragt, ob er „auch Osten“ könne, die so verdattert war, dass sie sogar wahrheitsmäßig sagte, sie wisse es nicht. Na, wer noch keine Angst davor hatte, in irgendeinem Ort in einm der inzwischen fast 30 Jahre alten aber immer noch „Neuen“ Bundesländer abhängt zu sein, der sollte sich mal von einem ZDF-Journalisten fragen lassen: Jeder Journalist im/aus dem Westen „kann Osten“ und macht es auch denen aus dem Osten klar, die als Ossis doch eigentlich „Osten können“ müssten.

Und Platz 5? Meine gute Nachricht: Ich fürchte mich nicht – nicht vor Corona, nicht vor einer Klimawandel-Depression, vor rechts (auch nicht vor links), vor Menschen, die sich „abgehängt“ oder „östlich“ fühlen sollen … Es will mir einfach nicht gelingen, mich von den Schlagzeilen-Ängsten ergreifen zu lassen. Bevor ich mich ängstlich frage, ob die Abwesenheit von Angst normal oder krank ist, gehe ich zur Arbeit.

 

Weitere Einträge zu Politik und Gesellschaft

 

Schauspieler, die ich nicht mag

……….. Die Schönen und Berühmten, die weniger Schönen, aber mindestens genau so Berühmten … die Stars unter den Schauspielern scheinen immer auch eine große Fan-Gruppe zu haben. Nur ich kann sie nicht leiden, z. B.

Julia Roberts
Es gibt nur einen guten Film mit JR: Magnolien aus Stahl (weil die von ihr gespielte Figur stirbt)

Tom Hanks
In den Dan-Brown-Verfilmungen sah er aus wie eine überreife Pflaume.

Samuel L. Jackson
Immer wenn ein Farbiger gebraucht wird, der sich für nichts zu schade ist, scheint SLJ die Gage nehmen zu wollen.

Melanie Griffith
Die FAZ bezeichnete sie vor Jahr(zehnt)en als den Höhepunkt der „Däm-lichkeit“ Hollywoods. Sie hat nichts getan, um einen anderen Titel zu verdienen.

Tom Cruise
Der Teufel sch…t bekanntlich auf den größten Haufen – aber offensichtlich nicht Talent. Wer’s nicht glauben will, schaue sich Matt Dillons Parodie in „In & Out“ an. (Kuriosität: Der Film basiert auf der Dankesrede von Tom Hanks für seinen „Philadelphia“-Oscar, in der er einen Trainer und Klassenkameraden von der Highschool outete).

Leonardo DiCaprio
Es gibt Filme, die Schauspieler drehen, wenn ihre Karriere endet, „Critters 3“ ist so ein Film Mich wundert nicht, dass es Leonardo DiCaprios Leinwanddebüt war.

Jennifer Aniston
Es ist eine Schande: Als Hemmingway nichts mehr einfiel, erschoss er sich – und sie dreht und dreht und dreht …

Jessica Biel
Die meisten Kinderstars tun uns den Gefallen und hören als Erwachsene auf. Vielleicht kann sie alles andere noch schlechter …

Johnny Depp
Wie schwer kann schauspielern schon sein? Man nimmt Kontakt mit seinem inneren Kind auf und schon ist man Johnny Depp.

Will Smith
Ich frage mich immer wieder, wie ein Mensch so dreist wie Will Smith sein kann und sich  „Schauspieler“ nennen darf.

 

Ich könnte das dreckige Dutzend voll machen, aber ich kann mich noch nicht entscheiden. Vielleicht mache ich mal eine zweite Liste mit weiteren völlig überbezahlten „Schauspielern“.